29. Dezember 2012

29.12.12

-0,2kg.
Zu wenig. Warum eigentlich immer nur so wenig? Ich will abnehmen. Ich will dünn werden. Ich will abmagern.
Heute war mal wieder schrecklich. Naja, eigentlich gar nicht so schlimm, aber unregelmäßig. Meinen Plan hab ich noch nicht gemacht, das ist irgendwie untergegangen in den letzten Tagen. Aber ich habe jetzt damit angefangen und er wird streng.

Meine Freundin liegt immer noch im Koma. Ihr Zustand ist jetzt zwar stabil, aber es sieht trotzdem nicht besonders gut aus. Selbst wenn sie das ganze überlebt, wird sie danach mit Sicherheit nicht mehr die Alte sein. Wenigstens spürt sie nichts - das hoffe ich zum mindestens.
Aber es berührt mich im Moment noch überhaupt nicht. Das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe, war, als wir zusammen weggewesen sind. Wir Beide waren in der letzen Schulwoche nicht mehr da und das ganze wirkt deswegen jetzt noch irgendwie seltsam unreal. Als würde, wenn ich wieder in die Schule gehe, sie auch da sein. Es ist komisch.
Vielleicht registriere ich das Ganze einfach noch nicht so richtig oder ich komm einfach so gut damit klar. Auf jeden Fall spüre ich nichts.

Das mit dem Essen war in den letzten Tagen auch durcheinander. Ich hatte mehrere kleine FAs, hab sonst aber nicht so viel gegessen. Ich werde mich jetzt auf jeden Fall an den Plan halten. Ich weiß, dass ichs kann. Ich kann das.
Ich habe beschlossen jetzt wieder mehr Suppen zu essen. In den letzten Tagen haben wir ziemlich viele verschiedene Suppen gegessen und ich habe gemerkt wie sehr ich sie vermisst habe. Ich werde mir jetzt wieder selber welche kochen.

Ich will abnehmen um jeden Preis. Mir ist es scheiß egal, was ich meinem Körper antue und es ist mir scheiß egal, wie kaputt ich mich damit mache. Ich will abnehmen, ich will dünn werden. Ich will knochig sein, zerbrechlich und ich will verschwinden. Ganz langsam. Immer mehr. Verschwinden.


Kensi :**

27. Dezember 2012

27.12.12

Hey. Das mit dem Essen ist nicht wirklich besser geworden und in den letzten beiden Tagen irgendwie in den Hintergrund getreten.
Die Mutter meine besten Freundin hat heute Morgen angerufen und gesagt, dass es meiner Freundin echt beschissen geht. Naja, sie liegt gerade im Sterben.
Sie liegt im künstlichen Koma und man hat zwar jetzt endlich ein Medikament, aber auf das spricht sie nicht so wirklich an und die Ärzte können nicht viel mehr machen.

Mir geht es gerade eigentlich nicht viel anders als zuvor, vielleicht ein wenig aggressiver. Ich glaube, ich habe das Ganze noch nicht wirklich an mich ran gelassen. Irgendwie ist das so unwahr.
Ich habe auch komplett das Zeitgefühl verloren. Ich sitzte jetzt schon seit 2 Wochen zu Hause und habe das Gefühl, es wäre noch kein einziger Tag vergangnen. Ich muss unbedingt raus, ich bin gerade dabei durchzudrehen.
Morgen muss ich nochmal zum Arzt. Der sagt mir dann, ob ich am Montag überhaupt auf die Party gehen kann und ob ich noch weiterhin das Antibiotikum nehmen soll. Vielleicht darf ich ja sogar Schlittschuhlaufen gehen oder Skifahren.

Ich hab überlegt, ob ich meine beste Freundin vielleicht mal im Krankenhaus besuchen sollte, aber ich würde eh nicht reinkommen, da sie ja auf der Intensiv liegt, also lasse ich es wahrscheinlich eher.
Ich glaube, es nimmt mich vielleicht doch mehr mit, als ich zuerst dachte. Ich blocke es komplett von mir ab und jedes Mal wenn jemand davon anfängt, dreh ich durch. Ich bin mir sicher, ich werde auf jeden Fall noch zusammen brechen.


Kensi :**

25. Dezember 2012

25.12.12 / 2

Schrecklich viel gegessen. Ich hasse die Weihnachtszeit. Hatte gerade ne FA.
Jetzt habe ich dieses unstillbare Bedürfnis mich zu verletzten, aber nicht nur deswegen, der ganze Tag ist irgendwie schon schiefgelaufen.

Ich muss mir jetzt unbedingt was überlegen, wie ich das ganze Fressen wieder ausgleichen kann.
Ich werde mich heute Abend noch hinsetzt und einen ganz neuen Plan schreiben. Ich will in den nächsten 2 Wochen noch mindestens 6kg abnehmen, lieber aber noch mehr. Vielleicht schaff ich ja sogar 10kg.
Morgen stell ich dann den Plan online. Ich glaube ich mach ihn erst mal für den Rest der Ferien, danach werde ich ihn dann verlängern.
Bis zu meinem Geburtstag im April will ich 40kg wiegen. Ich brauch einfach nur meine Disziplin. Ich weiß, dass ich das kann, ich weiß es. Ich muss es nur endlich beweisen. Ich kann das!

Ich wünsch euch frohe Weihnachtstage!


Kensi :**

25.12.12

Weihnachten ist vorbei. Doch das große Fressen geht weiter.

Aber ich werde nichts essen. Ich bin satt.
Es ist mir egal, was ich meinem Körper antue. Ist er nicht eh schon kaputt? Ich werde hungern, ich werde jegliche Nahrungsaufnahme verweigern.
Im Sommer will ich 40kg wiegen. Ich will aus Knochen und purer Eleganz bestehen. Ich will bei dem leisesten Windhauch einfach davon fliegen.
Ich werde nicht essen. Nein, ich werde nicht essen.
Und doch werde ich Stunden, Tage und Wochen damit verbringen nur an das eine zu denken, das ich am meinsten verabscheue. All meine Gedanken werden nur um das eine kreisen. Ich werde an diesen Gedanken festhalten, sie nie mehr wieder loslassen.
Und ich werde abnehmen, dünner werden, jeden Tag. Und wenn ich mich in der früh auf die Waage stelle, wird sich ein schüchternes Lächeln über meine Lippen ziehen.
Ich nehm ab und ich lächle, so lang bis ich nicht mehr kann, bis ich einfach zusammen breche. Ich werde glücklich sein. Ich werde glücklich sein ...


Kensi :**

22. Dezember 2012

22.12.12

Und auf einmal macht alles einen Sinn.
Doch es ändert nichts, nein, es ist genauso schmerzhaft wie jeden einzelnen Tag zuvor.

Ich habe keine Kraft mehr. Ich kann nicht mehr so tun als wäre alles in bester Ordnung. Ich bin kaputt.
Ich bin nun mal nicht das überglückliche Mädchen für das mich jeder hält. Tut mir Leid, ich habe euch enttäuscht. Ich habe euch alle enttäuscht. Ich habe aufgegeben. Aber ich kann nicht mehr, ich kann einfach nicht mehr ....


Kensi :**

21. Dezember 2012

21.12.12

Gestern war ein schrecklicher Tag. Heute war besser.

Gestern ging es mir echt beschissen: mein Rachen ist soweit angeschwollen, dass ich kaum mehr Luft bekommen habe, mein Hals hat so weh getan, dass ich meinen Kopf nicht mehr wirklich halten konnte und war außerdem so dick wie mein Kopf.
Meine Mom hat eine peferkte Lösung gefunden, wie ich die Schmerzen nicht mehr spüre. Eigentlich sollte ich ihr wirklich dankbar sein dafür.
Sie hat mich angeschrien, abgebrüllt und zur Sau gemacht. Ihren Hass gegenüber mir konnte man richtig sehen. Schrecklich. Dabei ging es mir doch eh schon so beschissen.
Dann in der Nacht, als ich nach einer graunenhaften Stune endlich eingeschlafen bin, ist sie in mein Zimmer geplatzt und hat mich aufgeweckt.

Heute war besser. Irgendwie alles ein kleines bisschen, aber nur ganz wenig. Die nächsten 3 Wochen kann ich vergessen, meinte mein Arzt.
Kein Skifahren, kein Ballett, kein Weggehen, kein Silvester, ... nichts!

Aber ich habe abgenommen. Wahrscheinlich hauptsächlich Wasser, weil ich in den letzten Tagen nicht wirklich viel getrunken habe und ein leerer Magen. Aber ich habe seit letzter Woche 3kg abgenommen.
Ich habe jetzt schon total Angst davor, wenn ich das ganze wieder zunehme ...


Kensi :**

19. Dezember 2012

19.12.12

Hab Peifferisches Drüsenfieber. Mir geht es echt scheiße: krieg kaum mehr Luft, kann meinen Kopf nicht mehr bewegen, weil alles angeschwollen ist, meine Nase ist zu, mein ganzer Kopf dröhnt, mein Hals ist trocken, ich kann aber nichts trinken, weil ich nicht schlucken kann, ich hab Fieber, ...
Toll, perfekt zu Weihnachten!

Der einzige Vorteil ist, dass ich nichts essen kann und auch nicht will. Hab heute zu Mittag das erste Mal seit 24h eine kleine Portion Apfelauflauf gegessen. :)

Heute war ich deswegen beim Arzt, er war kurz davor mich ins Krankenhaus zu schicken, weil ich nicht mehr so gut atmen konnte. Zum Glück nicht. 
Auf jeden Fall wurde mir auch Blut abgenommen. Dabei hat die Helferin meine ganzen roten Striche am Arm gesehen. Ich war froh, dass sie nichts gesagt hat, ich war eh schon so fertig. Wobei es mir wahrscheinlich egal gewesen wäre.


Kensi :**

17. Dezember 2012

17.12.12

Ich hasse mich.
Heute ist ein schrecklicher Tag. Heute ist ein furchtbarer Tag. Ich kann nicht mehr.
Es wird immer schlimmer, jeden Tag, jede verdammte Sekunde und ich kann nichts dagegen tun. Ich kann nur zusehen, wie es mir immer schlechter geht. Wie dieser leblose, fette Körper immer mehr Narben bekommt und ich sehe einfach nur zu.
Fuck!
Ich verabscheue mich. Ich verabscheue jeden kleinsten Milimeter meines Körpers, dieses hässlichen, übergewichtigen Körpers.
Ich bin nicht mehr da, schon lange nicht mehr und immer weiter werde ich davon getrieben, immer weiter in meine Welt. Aber die Welt existiert gar nicht mehr. Ich werde immer weiter ins Nichts getrieben. Ins Nichts.

Heute habe ich mich vollgefressen. Das war nicht gut. Das darf nicht wieder vorkommen. Morgen werde ich nichts essen. Ich habe keine Zeit dazu, das ist gut. Sehr gut.
Ich bin fett und übergewichtig. Ich hasse mich. Nein, ich hasse mich. Ich hasse mich.

Ich will schreien so laut ich kann, aber ich kann nicht.
Und so sitze ich einfach nur da und ich schreie, doch niemand hört mich. Ich bin alleine.
Ich will weg, weg von hier, weg von allem. Aber das würde nichts ändern, das alles würde mich wieder einholen. Irgendwann.
Und verdammt, es tut so weh, es tut so schrecklich weh!


Kensi :**

16. Dezember 2012

16.12.12

Ein neuer roter Strich an meinem Handgelenk, der unter den anderen jedoch kaum auffällt.

Viel zu viel denke ich über J. nach. Ich bin verwirrt, habe keine Ahnung was er von mir will. Er hat gesagt, er will mehr. Jetzt sagt er gar nichts mehr.
Ich habe ihn auf facebook von meinen Freunden gelöscht. Ich will ihn vergessen, keinen verdammten Gedanken mehr an ihn opfern.
Aber wir schreiben trotzdem noch. Ich bin verwirrt. Und das ist nicht unbedingt gut für mich.
Das mit J. und mir würde sowieso niemals gut funktionieren. Ich bin ein überemotionales gestörtes Monster und mit sowas kommt er, glaub ich, nicht klar. Ich würde ihn manipulieren und ihn zerstören. Er hat wen besseren verdient!

Ich bin eine beschissene, blöde, verdammte Kuh. Ich habe niemanden verdient. Ich bin Dreck. Ich bin nichts wert. Ich bin fett, ich bin abartig und verdammt, ich bin abgefuckt.
Und ich bin fett. Ich bin so schrecklich fett. Ich bin so hässlich. Ich bin so endlos hässlich. Meine winzigen, kleinen, eckligen Augen, sie sind so hässlich. Und mein Mund, meine Lippen sind dünne Striche, die viel zu viel Fressen in sich hineinstopfen und meinen Körper fett machen. Meine Lippen sind daran Schuld, dass mein Körper fett ist! Böse Lippen!
Und meine hässlichen, mit Fett gefüllten Wangen. Fett, reines Fett ist das. Meine Wangen müssen eingefallen sein. Eingefallen!
Meine Arme und meine Hände. Überall sind sie von Narben übersäht, doch das ist nicht schlimm. Das ist nicht schlimm. Schlimm ist, dass sie fett und hässlich sind. Dass sie so eine komische Form haben und dass sie aussehen, wie augeblasene Luftballons. Ich bin hässlich, alles an mir ist hässlich.
Meine Beine ... nein, davon will ich gar nicht anfangen. Diese fetten Elefantendinger sind einfach nur abartig. Sie sind abartig und ecklig, ich kann sie nicht mehr sehen!

Am Freitag hab ich angefangen die Pille zu nehmen. Alle meine Freundinnen haben dabei zugenommen. Das heißt, ich darf jetzt auf gar keinen Fall über 1000kcal am Tag essen, eigentlich nicht einmal mehr über 500kcal, nur um nicht zuzunehmen. Um Abzunehmen muss ich dann noch weniger essen.
Ich könnte mir jetzt überlegen, wie viele, aber ich werde es eh nicht schaffen und versuch einfach so wenig wie möglich zu essen. Ich hasse essen. Ich hasse essen. Ich hasse Fett sein. Ich will dünn sein. Ich will so dünn sein, dass ich auffalle und gleichzeitig übersehen werde. Ich will übersehen werden, unauffällig sein, einfach verschwinden. Und doch will ich im Mittelpunkt stehen, so dass sich alle nur um mich dreht.

In letzter Zeit bin ich abgefuckter als je zuvor. Es macht mir nichts aus und gleichzeitig möchte ich normal sein.
Es ist so kompliziert!


Kensi :**

15. Dezember 2012

15.12.12 / 2

Mein Bauch schmerzt. Schrecklich.
Aber ich liebe dieses Gefühl, ich habe es so sehr vermisst. Dieser stechende Schmerz, wenn sich dein Magen qualvoll zusammen zieht.
Dieses Gefühl, wie sehr ich es doch liebe.
Wenn du dich langsam von innen heraus zerstörst. Oh, das tue ich doch schon lange. Ich zerstöre mich, ich zerstöre mein Leben, ich zerstöre alles um mich herum. Aber am meisten liebe ich es, mich selbst zu zerstören. Mir Schmerzen zuzufügen, die alle Grenzen längst überschritten haben. Schmerzen, die kein anderer Mensch je ertragen könnte, die sich die "Normalos" nicht einmal ansatzweise vorstellen können.

Aber warum das ganze? Das weiß ich nicht.
Wie schrecklich kaputt ich bin, lässt sich nicht in Worten fassen. Aber die Narben an meinem Körper drücken mehr aus, als es sonst je etwas könnte.
Sie zeigen all den Schmerz und den Hass gegen mich selbst, der dabei ist ins Unermessliche zu steigen. Sie zeigen die große Abneigung gegen das, was ich bin. Sie beschreiben all den Schmerz, den ich ertragen musste.
Zu oft schon habe ich mich gefragt, wer ich bin. Aber nie bin ich bis jetzt zu einer Antwort gekommen. Ich kann jeder sein, ist es vielleicht das? Oder bin ich Niemand? Ich habe keine Ahnung.

Ich passe hier nicht länger rein, ich schaff das nicht, in dieser verdammten perfekten Welt. Wenn nur jemand wüsste wie kaputt ich wirklich bin ... und wenn sie wüssten, dass dieses perfekte, immer fröhliche Lächeln auf meinen Lippen gar nicht so perfekt ist.
Nein, denn das ist es nicht.
Und ich kann nicht mehr länger dieses beschissene Lächeln aufsetzen. Ich habe keine Kraft mehr.


Kensi :**

15.12.12

Wie es mir geht, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass dieses drängende Bedürfnis mich zu verlezten in den letzten paar Tagen nicht besser geworden ist, sondern eher noch extremer.
Die Wunde von Mittwoch war gestern immer noch offen und hat auch noch ein wenig geblutet. Aber das ist mir egal, ich bin mir sicher, ich werde es heute wieder tun.

Gestern Abend war eigetnlich ganz cool. J. - der von meiner Party - war auch da. Am Anfang haben wir uns eigentlich ziemlich erfolgreich ignoriert, aber irgendwann sind wir dann raus und haben geredet, ewig lang.
Er will nichts festes und ich habe keine Lust die Bitch für ihn zu spielen, also wird es mit ziemlicher Sicherheit darauf hinauslaufen, dass wir uns ignorieren. Eigentlich schade, irgendwie.
Ich hätte so gern, dass mehr daraus wird. Aber es würde sowieso nicht besonders lange halten,und außerdem würde er früher oder später den ganzen abgefuckten Teil von mir kennen lernen und spätestens dann schreiend weglaufen.

Ich habe lange darüber nachgedacht und ich glaube, dass ich nichts mit ihm haben will. Nicht dann, wenn wir es "geheim" halten und auch nicht dann, wenn es nichts wirkliches ist. Dann ist es doch einfach nur rummachen im geheimen, aber dann soll man das so auch sagen.
Vor Weihnachten treffen wir uns wahrscheinlich nochmal. Ich weiß nicht, was ich von dem ganzen halten soll. Ich weiß gar nichts mehr. Ich bin verwirrt.


Kensi :**

13. Dezember 2012

13.12.12

ACHTUNG: TRIGGERGEFAHR!

Es ist dieser bittersüße Schmerz, der sich tief durch deinen Arm zieht. Dieser Schmerz, der dir den "Kick" gibt. Dieser Schmerz, der dich von allem Schmerz befreit.
Ich liebe diesen Schmerz.
Die Schnitte werden immer tiefer. Die Haut klafft außeinander und alles was du machst, ist die Klinge noch fester auf deine Haut zu drücken, mit allen Mitteln einen noch schlimmereren Schmerz zu erzeugen.

Du legst die Klinge an deinen Arm, doch du spürst nichts. Nichts, gar nichts. Erst als das Blut an deinem Arm herunterläuft, merkst du, wie tief du eigentlich schon geschnitten hast. Du beobachtest die kleinen Tropfen mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. Du beobachtest sie, wie sie langsam an deinen Arm herunterlaufen.
Und mit der anderen Hand nimmst du die Klinge, du setzt sie wieder an deinen Arm und drückst. Langsam ziehst du sie über deine weiche Haut und hinterlässt eine rote Spur, die so viel mehr ausdrückt, als es Worte, Bilder oder Blicke je könnten.
Und verdammt, du bist so abgefuckt. Aber das stört dich nicht.


Kensi :**

10. Dezember 2012

10.12.12

Am Mittwoch ist die letzte Klausur für dieses Jahr, am Mittwoch fange ich an zu hungern.
Morgen werde ich schon Frühstück und Abendessen ausfallen lassen und am Mittwoch auch, um mich darauf vorzubereiten.

Ich weiß, ich sollte das nicht tun. Nicht, weil ich eh schon zu dünn dafür bin - denn das, so glaubt mir, bin ich definitiv nicht. Nein, sondern weil ich endlich aus dem Hungermodus raus bin. Aber das ist mir egal, ich brauche es einfach. Für meinen fetten Körper, der endliche diese verdammten Kilos loswerden muss.

Ich will dann solange nichts essen, bis ich einfach umkippe. Und ich will, dass man dabei zusehen kann, wie ich abnehme. Ich will verschwinden vor den Augen der Anderen.
Ich hungere mich nicht aus, ich perfektioniere meine Leere.
Und es ist mir so verdammt egal, was die Anderen sagen. Ich will nicht mehr fett sein, ich kann nicht mehr. Ich will endlich dünn sein. Ich will knochig und zerbrechlich sein. Ich will mich aushungern, bis nichts mehr da ist, außer die leere Hülle, gefüllt von nichts.


Kensi :**

9. Dezember 2012

9.12.12 - Tanzen

Dieses Gefühl, wenn die Musik in deinen Ohren schmerzt, dein Herz im selben Rhythmus schlägt, du einfach loslässt, alles um dich herum vergisst. Dein Körper bewegt sich zur Musik, als wäre er genau dafür geschaffen und für sonst nichts.
Die bunten Diskolichter rasen über die Wand, verleihen dem Raum ein Gefühl von Jugend, Freiheit und Spaß. Du legst deinen Kopf zur Seite und deine Haare fliegen durch die Luft. Das Bild, die ganzen bunten Lichter, die an den Wänden und auf dem Boden tanzen, verschwimmen und die Stimmen verstummen. Da ist nur noch der laute Beat der Musik, die Melodie, die dich mitnimmt in eine andere Welt, die bunten Lichter, die sich vor deinen Augen schnell und verrückt bewegen, die dich wegreißen von all dem, das du vergessen willst.
Du lässt einfach nur los, lässt all die Gedanken, die ich seit Wochen und sogar Jahren verfolgen, frei und du fühlst dich frei. Befreit von all deinen dunklen Facetten, die dich schwer am Boden halten.
Du lässt los und es fühlt sich an, als würdest du abheben. Du bist frei! FREI!

Und wieder lässt du deinen Kopf nach hinten fallen, die Lichter verschwimmen und obwohl deine Augen weit geöffnet sind, siehst du nur eine rosarote sich drehende Spirale, die dich immer weiter mitzieht. Du tust nichts dagegen, du lässt dich mitziehen, mit in eine andere Welt.
Die Stimmen und das Geschrei und Gekreische der Leute ist komplett verstummt. Du hörst nur noch die Musik, die viel zu laut dröhnt und dein Trommelfell zittern lässt. Und immer wieder taucht diese Spirale vor dir auf.
Du hast keine Ahnung was mit dir passiert. Du entspannst dich und dein Körper bewegt sich immer weiter im Rhythmus der Musik, führt dich, ohne dass du wirklich etwas tust.
Die Wirkung lässt nach, doch das willst du nicht. Du willst dieses Hochgefühl, dass du bekommst, wenn du alles vergisst, wenn du nicht mehr wirklich da bist, wenn du in einer anderen Welt bist.

Der Song geht weiter. Wieder eine schnelle Bewegung mit dem Kopf, wieder die Haare, die wild durch die Luft fliegen und dann einen kurzen Moment an deinem Kopf herunterhängen, bevor die nächste Bewegung folgt und sie wieder fliegen.
All die Dinge über die du dir den Kopf zerbrochen hast, sie existieren auf einmal nicht mehr. Wie schwere Steine sind sie von dir gefallen. Sie haben dich nach unten gezogen, kaputt, schlapp und müde gemacht. Doch jetzt bist du frei! Du lässt los und bist frei!
Du drehst dich um dich selbst. Wieder entsteht dieses Hochgefühl in dir, noch extremer dieses Mal. Es fühlt sich so gut an, alles dreht sich und du fliegst. Du bist frei und hebst einfach ab.
Dann gehst du in die Knie, sexy, heiß, unaufhaltsam. Mit deiner Hand streichst du durch deine Haare und dann ganz langsam an deinem Körper entlang. Deine Hände streckst du wild nach oben und du kreischt.
Du hebst ab, du bist frei!
Die Musik wird lauter, die knalligen Farben intensiver. Du tanzt wilder, ungezügelter, überschreitest jegliche Grenzen der Normalität. Das Adrenalin rast durch deinen Körper.

Völlig ohne Kontrolle lässt du dich nach hinten fallen. Du wirst von kräftigen Armen aufgefangen, du tanzt weiter. Dieses Hochgefühl wird fast unerträglich.
Das Blut schießt durch deine Adern, versetzt dich in einen fast tranceartigen Zustand. Dein Herz schlägt weiter im Rhythmus der Musik, die immer wilder wird. Genauso wirst auch du wilder. Kennst keine Grenzen mehr, bist einfach frei.
Das Geschehen um dich herum bekommst du gar nicht mit, da bist nur du. Und da ist die Musik. Deine Lippen formen sich zu einem Lächeln. Es ist echt und es sieht wunderschön aus.
Und du bewegst dich weiter. Willst mehr. Du willst dieses Hochgefühl, dieses Gefühl bei dem du alles vergisst und loslässt. Das Gefühl, wenn du abhebst und fliegst. Du fliegst irgendwohin, in eine andere Welt, weit weit weg.
Und wieder lässt du deinen Kopf fallen, wieder fliegen deine Haare durch die Luft und wieder wirbelst du über die Tanzfläche. Du lässt es einfach passieren. Kontrolle hast du keine mehr.
Langsam gehst du in die Knie, sexy. Du bist der Mittelpunkt. Alles dreht sich um dich.
Und wieder sind da diese Lichter, die Spirale, die sich dreht und dich mitzieht. Du lässt es einfach zu, fühlst dich wahnsinnig gut.  


Kensi :**

8. Dezember 2012

8.12.12

Ich habe zugenommen. Ich bin mir sicher, gewogen habe ich mich nicht. Ich habe Angst davor. Morgen werde ich es jedoch tun, trotz der Angst.

Alle um mich herum fangen wieder an übers Essen und Abnehmen oder auch einfach nur übers Gewicht zu reden. Sie fragen mich, ob sie schon abgenommen haben und erzählen mir stolz, dass sie 3kg zugenommen haben.
Ich fühle mich fett, wiederwärtig und hässlich. Das Schlimme? Es ist auch so. Ich bin fett, wiederwärtig und hässlich. Ich will das nicht sein. Niemals!

Was ich heute gegessen habe? Zu viel.
Zu viel Pickups, zuviel Plätzchen, zu viel Nudelsuppe, zu viel Marmeladenbrot in der Früh, zu viel Schokoladennachspeise und zu viel Eis.
Warum überhaupt esse ich Eis im Winter? Bin ich jetzt etwa völlig durchgedreht und wahnsinnig. Ich schätze so.


Was genau gestern passiert ist, weiß ich immer noch nicht. Meine Freundin und ich sind den ganzen Tag durchgegangen so weit ich mich daran erinnern konnte; doch nichts.
Da war dieser eine Moment, in dem irgendwas geschehen sein muss, doch ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Lediglich verschwommen an andere Dinge im Laufe des Tages.
Vielleicht sollte ich es einfach vergessen. Mit Sicherheit ist das das Beste, denn einfallen wird es mir sowieso nicht, dann bringt auch das stundenlange darüber nachgrübeln nichts.
Heute geht es mir aber schon viel besser. Besser als in der ganzen letzten Woche, habe ich das Gefühl. Ich weiß nicht, aber ich fühle mich "anwesend" und "real". Ein Gefühl, dass ich schon länger nicht mehr hatte. Es fühlt sich gut an.


Kensi :**

7. Dezember 2012

7.12.12

Ich weiß nicht wie es mir geht, aber definitiv nicht gut.
Heute war seltsam; Ich kann mich kaum noch daran erinnern, nur noch an Bruchteile und selbst die sind verschwommen.
In der Schule haben mir alle gesagt, dass ich ziemlich krank aussehe und mich abholen lassen soll, sie haben sogar immer wieder gefragt, ob es mir gut geht. Ich habe mich doch eigentlich gut gefühlt.
In Ethik war ich scheinbar sogar vollkommen "weg". M. hat mich dann gefragt, ob alles ok mit ist. Ich habe einfach nur genickt. Auch habe ich lauter Pflaster an meinen Fingern und habe keine Ahnung wie die dahin gekommen sind. Ich glaube meine Freundin hat sie mir hingetan, weil ich mir wieder die Haut abgezogen habe.

Aber sie haben auch gesagt, dass ich heute so glücklich war und trotzdem so "abwesend". Bisher ist das noch nie in der Schule passiert, zum mindestens nicht in dem Aussmaß. Ich fühle mich ausgeruht und wahnsinnig angespannt, ich habe das Gefühl jeden Moment zusammen zu klappen und doch bin ich auch irgendwie ruhiger als sonst.

In der Schule bin ich normalerweise das durchgeknallte, verrückte, immer glückliche und lebensfreudiges Mädchen, dem niemand die Laune verderben kann.
In letzter Zeit habe ich ziemlich oft dissoziative Zustände und sie werden immer häufiger, ich habe das Gefühl einfach davon getrieben zu werden ohne etwas dagegen machen zu können und auch jetzt bin ich nicht wirklich da. Ich bin in irgendeiner Zwischenwelt.

Was ich heute gegessen habe, weiß ich nicht mehr. Aber ich bin überzeugt davon, dass es zu viel war. Wie jeden Tag. Ich fresse und ich fresse und ich fresse und ich fresse.
Ich kenne nichts mehr anderes, die ganze Zeit fresse ich, es macht mich kaputt, zerstört mich, es soll aufhören.


Kensi :**

2. Dezember 2012

2.12.12

geht schon. Nein, tut es nicht!
Heute habe ich viel zu viel gegessen. Es gab Plätzchen und - oh - ich vermisse die Zeit in der ich kein einziges der Drecksdinger in mich gestopft habe.
Übergeben? Fuck ja!

Hat aber nichts gebracht. Was soll's? Dann halt morgen weniger essen.
früh, mittag, abend: irgendeinen mykrowinzigen Scheiß, der keine Kalorien hat. Wie klingen 3 Stück Apfel?
Bis Weihnachten will ich meine fucking dünne Figur haben. Bis dahin will ich zerbrechen.
Ok, sehen wir das ganze einfach mal logisch:
Ab Montag bis nächsten Sonntag werde ich immer nur 3 Stück Äpfel essen. Vielleicht einmal ein kleines Schokoladenstück anstatt eines Apfelstücks, mal schaun.
Die Woche darauf werde ich dann einfach das Apfelstück am Abend weglasssen und noch mehr Sport machen und die Woche darauf dann einfach alles weglassen.
Das klingt doch gut, nicht?
Das klingt ziemlich gut, einziges Problem: das schaff ich nicht!
Also wird das wahrscheinlich mehr so aussehen:
früh: halbes Marmeladenbrot
mittag: eine Portion Fett und Kalorien
abend: dasselbe noch mal
Naja, ich werde es wieder total verkacken, wie ich fette Kuh das nun mal so tue.


Kensi :**

1. Dezember 2012

1.12.12

früh: ein halbes Marmeladenbrot
mittag: eine kleine Portion Sauerkraut und ein Stück fettarmes Fleisch
machmittag: 6 Dominosteine mit Zartbitterschokolade

Eigentlich gar nicht so schlecht, wenn man die Dominosteine ignoriert und so tut, als hätte ich sie gar nicht gegessen. Aber das habe ich nun mal, also: nicht gut! Ich muss mir endlich abgewöhnen Süßes zu essen, auch wenn ich weiß, dass es eh unmöglich ist. Dafür bin ich viel zu gierig und verfressen.

Dieses Wochenende ist das erste Wochenende seit langem an dem ich nicht weggehe oder feiere. Irgendwie vermisse ich es schon. Ich vermisse dieses Gefühl.
Das Gefühl, wenn die Musik in deinen Ohren schmerzt, dein Herz im selben Rhythmus schlägt, du einfach loslässt, alles um dich herum vergisst. Dein Körper bewegt sich zur Musik, als wäre er genau dafür geschaffen und für sonst nichts.
Du legst deinen Kopf zu Seite und deine Haare fliegen durch die Luft. Das Bild, die ganzen buten Lichter, die an den Wänden und auf dem Boden tanzen, verschwimmen und die Stimmen verstummen. Da ist nur noch der laute Beat der Musik, die Melodie, die dich mitnimmt in eine andere Welt, die bunten Lichter, die sich vor deinen Augen verrückt und schnell bewegen, die dich wegreißen von all dem, das du vergessen willst.
Du lässt einfach nur los. Lässt all die Gedanken, die dich seit Wochen und sogar Jahren verfolgen frei und du fühlst dich frei. Befreit von all deinen dunklen Facetten, die dich schwer am Boden halten.
Du lässt los und es fühlt sich an, als würdest du abheben. Du bist frei! FREI!

Ich vermisse dieses Gefühl.
Das ist auch der Grund warum ich mit Ballett weiter mache und warum ich es durchziehen will, es unbedingt schaffen will und nicht schon wieder aufgeben will.
Wenn ich tanzte, dann kann ich loslassen, ich kann alles um mich herum vergessen. Da bin dann nur noch Ich und die Musik.


Kensi :**