29. September 2012

Abnehmen. Abnehmen. Abnehmen. Ich muss abnehmen.
Oh, ich muss abnehmen.
Ich will nicht mehr länger dieses fette, hässliche Mädchen sein.
Ich will dünn sein, leicht und ich will fliegen.
Nicht fett, hässlich, fett, idiotisch und fett.
Ich hasse Fett. ICH HASSE FETT!!!!
Ich will endlich wieder dünn sein. Wieder in all die traumhaften Kleider reinpassen und zerbrechlich sein wie ein Engel.
Ich hab keine Lust mehr dieses blöde, fette Ding zu sein. Man soll meine Knochen sehen. Zuerst meine Schlüsselbeine - sie sollen rausstechen, als würden sie alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen.
Als nächstes soll man meine Wangenknochen wieder sehen. Für was habe ich so ausgeprägte Wangenknochen, wenn man sie gar nicht sieht?
Dann soll man meine Rippen sehen. Man soll sie zählen können.
Ich will hübsch aussehen. Wunderschön. Zerbrechlich. Ich will wie ein Schmetterling fliegen können, so zerbrechlich sein.
Meine Augen sollen groß sein, rausstechen. Und meine goldblonden Locken sollen mein dünnes, knochiges Gesicht einrahmen.

All das beschissene, idiotische, krankhafte, hässliche, verdammte Fett. Das soll alles verschwinden. Das soll weggehen. Und nie wieder kommen. NIE WIEDER.
Ich will nicht mehr fett sein. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein.
Dünn, zerbrechlich. Verdammt, warum ist das so schwer?
Ich hasse Fett. Ich muss abnehmen.
Ich muss dünn werden. Ich darf nichts mehr essen. Nichts mehr essen.
Inzwischen wiege ich mich wieder jeden Tag und jeden Morgen, wenn ich ins Bad gehe, habe ich panische Angst zugenommen zu haben. Ich habe richtige Angst davor.
Ich überlege mir dann schon immer Ausreden, warum ich vielleicht zugenommen haben könnte, damit ich mich nicht ganz so schrecklich fühle. Aber das ist nicht richtig!
Bis jetzt habe ich noch nicht besonders viel abgenommen, und trotzdem esse ich jeden Tag mehr, als an dem zuvor.
Heute habe ich in der Früh zwei Baguettestücke mit selbstgemachter Apfel-Feigenmarmelade gegessen, dann ein paar panierte Auberginen (ich weiß nicht mehr warum, ich kann es nicht sagen, aber ich werde es nie wieder tun. Versprochen), dann habe ich auch noch ein riesiges Stück Apfelkuchen gegessen, den meine Mom gebacken hat. Heute Nachmittag habe ich dann eine Tasse weiße Schokolade getrunken, dazu eine Mozartkugel gegessen und einen Keks. Dann habe ich auch noch etwas mehr, als eine halbe Breze gegessen. Und jetzt: Jetzt gehen wir auch noch Pizza essen und danach in eine Bar.
Warum? Zum Teufel, warum?
Ich will nicht essen. Ich hasse Essen. Ich will nicht essen.
Dabei werde ich nur fett. Noch fetter, als ich eh schon bin.
Warum kann ich nicht endlich mal das beschissene Essen sein lassen und abnehmen. Nein, jeden Tag wieder esse ich etwas und jeden Tag wieder nehme ich zu.
Heute habe ich nicht einmal mehr richtig in meine Hose reingepasst und bei meinem T-shirt hat man das Fett super gesehen.
Ich habe sogar ein schwarzes T-shirt getragen, nur damit ich dünner aussehe. Schwarz, das trage ich normalerweise nie.
Und doch habe ich ausgesehen, wie eine fette Tonne. Wie ein Elefant, ein sehr sehr dicker Elefant.
Ich will doch nur endlich wieder dünn sein! Einfach nur dünn sein.

Deine Kensi

28. September 2012

Liebe Ana,

mir ist schlecht, so richtig kotzübel schlecht.
Heute habe ich einen Döner gegessen. Ich weiß nicht warum.
Ich war in der Stadt und es war Mittag und dann habe ich ihn einfach gegessen. Ich fühle mich schrecklich, schuldig, eklig, fett und unwürdig. Ich fühle mich scheiße und eingeschlossen, als hätte ich mich selbst verraten.
Überall quillt schon das Fett über und ich habe immer noch den Geschmack von dem beschissenen Döner in meinem Mund. Ich fühle mich schrecklich!

Gestern habe ich wieder gekozt.
Es hat sich so gut angefühlt und ich habe es nicht einmal bereut. Es war das erste Mal seit fast 1 Jahr.
Ich habe mich außerdem vollgefressen. So richtig. Gestern habe ich ganze 4 Pfannkuchen mit Marmelade gegessen. Und Abends gab es dann noch mal Pfannkuchen mit Äpfeln.
Ich bin so blöd. Ich bin eine Versagerin.
Ich hätte das nicht tun dürfen, ich hätte das nicht essen dürfen.
Und heute? Heute hab ich schon wieder so viel gegessen.
Sogar eine heiße Schokolade habe ich mir gegönnt. Und das einfach so ... nicht als Mittagessen oder Frühstück, sondern einfach zwischen drinnen. Das darf  mir nicht nocheinmal passieren.
Ich fühle mich unfassbar schuldig.

Morgen werde ich in der Früh einfach nur einen Kaba trinken, Mittags dann essen, was immer es gibt. Nachmittags habe ich mich mit einer Freundin in einem Café verabredet, da trinke ich dann einfach wieder einen Kakao, oder etwas anderes. Essen werde ich aber nichts. Und Abends werde ich entweder einen Apfel essen oder nichts.
Nachdem was ich mir heute geleistet habe, dürfte ich morgen eigentlich gar nichts essen. Aber ich weiß, dass ich das nicht durchhalten werde - noch nicht.

Deine Kensi

25. September 2012

Liebe Ana,

ich fühle mich schrecklich. Aufgebläht, vollgefressen und fett. Ich bin fett.
Fett, fett, fett, fett. Ich bin fett und ich hasse es!
Überall an meinem Körper ist Fett. Es ist überall, es hüllt mich ein, zerqutscht mich, raubt mir meine Freiheit; es raubt mir meine Freiheit!
Ich will das nicht.
Nein, ich will, dass all das Fett verschwindet. Es soll einfach weggehen, verschwinden, sich in Luft auflösen, nicht mehr dasein. Ich will nicht fett sein. Fett sein ist eklig.
Ich will endlich wieder in all die wunderschönen Kleider passen. Ich will, dass sie sich an meinen Körper schmiegen und meine dünne Figur betonen. Sie sollen betonen, wie dünn ich bin und wie hübsch.
Doch davon bin ich noch weit weg. Ich bin FETT.
Immer wieder nehme ich mir vor, nichts zu essen. Doch immer wieder geht es auch schief. Immer wieder esse ich etwas.
Aber ich darf das nicht. Ich darf nicht essen, denn dieses blöde, beschissene Essen, das ich täglich wie eine Verrückte in mich hineinstopfe, das macht mich fett. Und ich will nicht fett sein. Ich will dünn sein.
Ich will dünn sein, graziös, zerbrechlich, leicht, wie ein Engel. Ich will hübsch sein, traumhaft, elegant und ausgehungert.
Nicht fett, so wie jetzt.
Jedes einzelne Gramm, es macht mich fertig. Es zieht mich nach unten, daweil will ich doch fliegen!
Dieses Fett, es soll weg! Und ich weiß doch eigentlich genau, was ich machen muss, damit es klappt, warum also ist es noch nicht weg?
Ana, bitte, du musst mir helfen. Du musst mich aus diesem Fettmantel befreien, der mich umhüllt und einengt. Ana, hilf mir. Befrei mich!
Ich weiß, ich muss mich noch mehr anstrengen. Ich weiß, ich muss noch viel mehr dafür tun und verdammt ich weiß, dass ich stärker sein kann, wenn ich nur will. Aber ich will, nur du musst mir dabei helfen.
Ohne dich, Ana, ohne dich schaff ich das nicht.
Ich liebe dich, Ana, bitte vergess das nicht.

Deine Kensi