25. September 2012

Liebe Ana,

ich fühle mich schrecklich. Aufgebläht, vollgefressen und fett. Ich bin fett.
Fett, fett, fett, fett. Ich bin fett und ich hasse es!
Überall an meinem Körper ist Fett. Es ist überall, es hüllt mich ein, zerqutscht mich, raubt mir meine Freiheit; es raubt mir meine Freiheit!
Ich will das nicht.
Nein, ich will, dass all das Fett verschwindet. Es soll einfach weggehen, verschwinden, sich in Luft auflösen, nicht mehr dasein. Ich will nicht fett sein. Fett sein ist eklig.
Ich will endlich wieder in all die wunderschönen Kleider passen. Ich will, dass sie sich an meinen Körper schmiegen und meine dünne Figur betonen. Sie sollen betonen, wie dünn ich bin und wie hübsch.
Doch davon bin ich noch weit weg. Ich bin FETT.
Immer wieder nehme ich mir vor, nichts zu essen. Doch immer wieder geht es auch schief. Immer wieder esse ich etwas.
Aber ich darf das nicht. Ich darf nicht essen, denn dieses blöde, beschissene Essen, das ich täglich wie eine Verrückte in mich hineinstopfe, das macht mich fett. Und ich will nicht fett sein. Ich will dünn sein.
Ich will dünn sein, graziös, zerbrechlich, leicht, wie ein Engel. Ich will hübsch sein, traumhaft, elegant und ausgehungert.
Nicht fett, so wie jetzt.
Jedes einzelne Gramm, es macht mich fertig. Es zieht mich nach unten, daweil will ich doch fliegen!
Dieses Fett, es soll weg! Und ich weiß doch eigentlich genau, was ich machen muss, damit es klappt, warum also ist es noch nicht weg?
Ana, bitte, du musst mir helfen. Du musst mich aus diesem Fettmantel befreien, der mich umhüllt und einengt. Ana, hilf mir. Befrei mich!
Ich weiß, ich muss mich noch mehr anstrengen. Ich weiß, ich muss noch viel mehr dafür tun und verdammt ich weiß, dass ich stärker sein kann, wenn ich nur will. Aber ich will, nur du musst mir dabei helfen.
Ohne dich, Ana, ohne dich schaff ich das nicht.
Ich liebe dich, Ana, bitte vergess das nicht.

Deine Kensi

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